Das Phänomen Punk war eines der wichtigsten Kapitel der Musikgeschichte und erlebt derzeit ja ein kleines Revival. Daher kommt die neuaufgelegte Dokumentation „Punk in London“ gerade rechtzeitig wieder auf den Markt, um als wichtiger Zeitzeuge aus der Mitte des Geschehens zu berichten. Der Film wurde 1977 gedreht, also genau in der Zeit, als die Punkszene eine der aufregendsten Bewegungen der Jugendkultur war. Regisseur Wolfgang Büld, zum damaligen Zeitpunkt Student der Filmhochschule in München, versucht die Szene so zu dokumentieren, wie sie sich ihm darstellte, und so gibt’s vor allem Konzertausschnitte und Interviewmaterial von Bands, von denen man meist nur von seinen Eltern gehört hat, wenn überhaupt. Unter anderem werden Bands wie The Adverts, X-Ray Spex, The Jam und The Clash, die durchaus in der Lage waren mehr als 3 Akkorde zu spielen, dokumentiert. Allerdings wurden andere Größen des Punkrocks wie The Damned, Buzzcocks, Crass, The Slits, Generation X und auch die Sex Pistols nicht verewigt, so dass es sich bei der DVD keinesfalls um eine komplette „Bestandsaufnahme“ des Punk handelt.
Die Doku ist im englischen O-Ton unter Untertitel gehalten und kommt bewusst ohne größere Kommentare des Regisseurs aus. Nur hin und wieder schaltet er sich aus dem Off ein, was dann allerdings eher wie in einem Unterrichtslehrfilm klingt. Auch entspricht die Bildqualität natürlich nicht den modernen Standards; man erwarte keine leuchtenden Farben oder 200 verschieden Kameraperspektiven, hin und wieder sind Bild und Ton nicht ganz synchron und die Kameraführung ruft derweilen leichte Schwindelgefühle hervor. Das alles trägt aber nur dazu bei, dass man umso mehr das Gefühl hat, man wäre in einer Zeitkapsel in die 70er geflogen, um genau mittendrin im Geschehen zu sein.
Als Bonus gibt’s noch ein fast einstündiges Interview mit dem Regisseur Wolfgang Büld zur Entstehung des Films, welches allerdings von recht schlechter Qualität und viel zu langatmig ist. Darauf hätte man auch gerne verzichten können.
Für einen Preis von ca. 15 E bekommt man einen kleinen aber interessanten Einblick in die Vergangenheit für alle, die denken sie haben etwas verpasst, weil sie einfach zu spät geboren wurden.
Kathleen Gransalke
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