Bisher hatte ich geglaubt, Hemlock Smith sei nur ein Alias des Schweizer Songwriters und Sängers Michael Frei, lernte aber, dass es sich eigentlich um eine Band oder vielleicht eher ein Projekt mit wechselnden Musikern handelt. Wie dem auch sein, Kopf und Macher derselben ist Michael Frei und alles weitere ist vielleicht nur eine Interpretationsfrage.
Ich kenne die anderen Alben von Hemlock Smith nicht, Freis intelligente Texte aber von dem wunderbaren Oscar Louise Album „Empty House“. Hier singt der Mann nun also selber und zuerst fällt mir auf, dass die Stimme mir leider nicht wirklich gut gefällt. Was mich aber sofort positiv überrascht und dann auch für den Rest des Albums bei der Stange hält, sind die Geschichten, die da erzählt werden. Die Texte sind definitiv keine Durchschnittsware, sondern Erzählungen und Momentaufnahmen die mit intelligenter Wortwahl und manch überraschender Wendung aufwarten. Die Musik dazu ist im besten Sinne abwechslungsreich. Kein Song klingt wieder der andere und langweilig wird es nie. Hier hört man bluesige Einflüsse, da gibt es Streicher, ein Song klingt nach Tom Waits, der nächste eher nach Johnny Cash. Nicht alle Musik funktioniert für mich, aber die Arrangements sind immer so, dass sie genau zum jeweiligen Song passen. Besonders erwähnt sei „The Noisemaker“, ein Song über Charles Lindbergh und gleichzeitig die Angst vor dem technologischen Fortschritt. Der Song fängt sehr ruhig an und wird dann, wie die wachsende Industrialisierung, immer lauter, um schließlich im Lärm unterzugehen.
Aufgenommen wurde das Album in nur 4 Tagen in einem Wohnzimmer. Die Songs sollten ohne viel Proben eingefangen werden, so „live“ wie möglich. Frei lud dazu verschiedene Musiker ein, die sich die Klinke in die Hand gegeben haben müssen: das Streichquartett Barbouze de chez Fior, 17f, The Houseguest und Les Poissons Autistes. So unterschiedlich wie die Musik sind auch die Texte, da gibt es die absurde „Story of Cpt Death“, den der Teufel mittels eines Fernsehers lahm legt, das auf französisch gesungene „Je n´ai Paris“ oder „Invisible Man“, das Frei seinem verstorbenen Vater widmet. Für die Texte allein lohnt sich das Zuhören und jeder, der intelligentes Songwriting mag, ist hier gut aufgehoben. Die Musik lässt sich schwer einordnen, weil sie so viele Stile mischt, ist aber sicher eher etwas für diejenigen, die lieber zuhören als abrocken möchten. Ein gutes Album für stürmische Herbstabende.
Stefanie Oepen
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